Sonntag, 25. März 2012

Tag 123 nach der Erstanpassung

In den letzten Tagen gab es weitere kleine Fortschritte, es tut sich was! Zum einen stellen wir fest, dass ich bei der Logopädie immer mehr Wörter mit immer weniger Silben immer leichter verstehen kann: wobei ich hier noch grosse Probleme habe, vor allem u, o, e und i und Umlaute zu unterscheiden, genau hier etwa zwischen 400 und 600 Hz habe ich offensichtlich noch eine "Senke" oder "Loch". Basstöne und Hochton kann ich dagegen vergleichsweise deutlich erkennen. Ebenso sind zur Zeit für mich Frauenstimmen deutlich lauter und verständlicher als Männerstimmen! ;-) Die Lautheitsempfindung ist noch sehr verzerrt, so ist z.B. a deutlich zu erkennen und doppelt so laut als etwa o oder u. Das Wort "Lokomotive" habe ich somit nur sehr leise und verstümmelt gehört, konnte es nicht erkennen, dagegen verstand ich z.B. "Getränkekasten" leicht, war auch deutlich lauter.

Wenn ich die Lautstärke des CI etwas erhöhe über Zimmerlautstärke, wird auch das Sprachverstehen deutlich besser, bin hier nun soweit, dass ich z.B. den Text 21 der 1. Heidelberger Hörtrainings-CD zu 100% und den Text 22 zu etwa 80% verstehe! Text 21 und 22 sind inhaltlich derselbe, wobei ersterer sehr langsam und sehr deutlich gesprochen wurde, Text 22 ist dagegen in normalem Sprechtempo und melodischer aufgenommen worden. Es geht hier um ein Gespräch mit einem Kühlschrank! ;-) Auch im Radio verstehe ich nun einzelne Sätze.

Bei der hierfür benötigten Lautstärke bei den Übungen habe ich zur Zeit allerdings das Problem, dass der Hochton schnell sehr unangenehm laut wird für mich! Das Klappern von Schlüsseln, Geschirr und Besteck ist sehr laut für mich! Das müsste ich irgendwann aber noch tolerieren, um die Hörschwelle bei 20 dBHL erreichen zu können. Insgesamt schätze ich, dass ich im Tieftonbereich (bis auf das Loch!) die Hörschwelle etwa bei 40 dBHL und im Hochtonbereich bei etwa 30 dBHL erreicht habe.

Das "Loch" im Tieftonbereich werden wir bei den nächsten Anpassungen, die nächste ist erst Ende April geplant, und in der stationären Rehabilitation in Bad Nauheim angehen müssen.

Sonntag, 11. März 2012

Resümee der ersten 100 Tage mit CI

Nun sind schon etwas über 100 Tage seit der Erstanpassung des CI vergangen. Ein kleines Fazit kann ich nun ziehen: es funktioniert! ;-) Gleichzeitig wird aber immer klarer, dass es noch lange - Jahre - dauern wird, bis es wirklich gut sein wird!

Inzwischen habe ich nun den Punkt erreicht, dass ich bimodal, d.h. mit der Summation, bzw. der Kombination, von HG und CI (und dem Absehen von den Lippen) nun die Leute allgemein leichter verstehe als zuletzt mit HG beiderseits.

Das Verstehen mit dem CI allein ist allerdings noch schwierig, da dann die Stimmen bei mir insgesamt - noch - verzerrt, seltsam "verschwommen" und undeutlich ankommen. Nach meinem Gefühl tut sich immer noch ein kleines "Loch" etwa zwischen 200 bis 1000 Hz auf: besonders Vokale und Umlaute sind schwer zu unterscheiden. Allerdings bin ich nun soweit, dass ich Dreisilber (Worte mit drei Silben), Vier- und Fünfsilber teilweise gut verstehen kann. Je mehr Silben ein Wort hat, desto einfacher kann ich es erkennen, oder eher erraten, anhand des Rhythmus.

Bimodal fügen sich inzwischen die Höreindrücke von beiden Ohren zu einem sensationell neuen Ganzen zusammen: staune, was ich jetzt schon raushören kann: wie z.B. Hammerschläge auf Metall am Straßenrand auf der anderen Seite einer sehr lauten Schnellstraße auf einer Entfernung von etwa 50m! So was war früher für mich unmöglich, bei größtem Straßenlärm auf solcher Entfernung etwas rauszuhören! Boah!

Jeden Tag verändert sich das Hören, die Dinge und Stimmen klingen jedes Mal anders, und muss mich immer wieder darauf einstellen, weil Tonlage und Dynamik sich ständig verändern: momentan klingen die Dinge und Stimmen teilweise tieftöniger als zuvor nur mit HG und gleichzeitig sehr hart, weil der Hochton dazugekommen ist, d.h. es ist deutlich breitbandiger! Und: insbesondere bei Stimmen kommt oft ein schwer zu beschreibender, leicht glockiger Klang dazu!

Neben der Logopädie 1x in der Woche lasse ich mich u.a. nun auf dem Arbeitsweg im Auto mit der "Heidelberger CI-Trainings-CD Teil 1" berieseln und übe das Verstehen mit CI allein. Auf dieser CD werden Texte von Heinz Erhardt und anderen recht langsam und sehr deutlich vorgesprochen. Zuerst höre ich mir das mit HG und CI zusammen an, dann verstehe ich den Text zu 100%, danach wiederhole ich den Durchgang mit CI allein. Dann reicht das Verstehen zur Zeit je nach Text von 0% bis 30%. Je mehr ich da reinhöre, desto besser und leichter wird es. Ansonsten laufen oft Musik und Nachrichten in Radio und Fernsehen, um mich nebenbei an den neuen Klang und die große Dynamik zu gewöhnen.

Unangenehm ist es für mich dagegen zur Zeit vor allem in der Küche, das Klappern von Besteck und Geschirr ist wahnsinnig laut für mich!

Rückblickend auf die ersten 100 Tage stelle ich fest, dass das psychologisch schwierigste die Ungewissheit, ob ein Erfolg eintritt und das Warten darauf sind! Es braucht ggf. viel Geduld, bis der Tag kommt, an dem klar ist, dass sich der Schritt zur Implantation des CI's gelohnt hat!
Das Wichtigste ist und war für mich immer, dass das Sprachverstehen besser und leichter wird als zuvor! Mehr Geräusche und Musik sind da "nur" ein schönes Plus!
Hatte ja noch kleine Hörreste vor der OP auf dem CI-Ohr bis etwa 2000 Hz, die sind seit der OP erst mal so gut wie weg. Diesen Hörrest konnte ich vor der OP mit HG entsprechend etwas nutzen, wobei das Sprachverstehen auf diesem Ohr nur etwa bei 10% lag. Nun, in den ersten 80 Tagen seit der Erstanpassung hörte und verstand ich in diesem Bereich nur sehr leise und wenig! D.h., in der Logopädie verstand ich z.B. hier auf diesem Ohr mit CI normal nichts, sondern nur dann, wenn man die Lautsprecher auf Maximum drehte!

Dann kam der "Schub", seitdem geht es Schlag auf Schlag - in kleinen Schritten wird es immer besser...

Samstag, 3. März 2012

Tag 99 - Die Vögel zwitschern in höchsten Tönen

Diese Woche hatte ich wieder eine neue Anpassung des CI, bei der wir deutlich insbesondere im Tieftonbereich verbessern konnten. Jetzt, 99 Tage nach der Erstanpassung, klingen Stimmen etwas weniger "verwaschen" und undeutlich - immer noch sind insbesondere Vokale schwer zu unterscheiden - aber es wird immer besser in kleinen Schritten. Neben der bisher verwendeten Signalkodierung FS4 verwende ich nun zur Zeit FS4p, das klingt im Tieftonbereich für mich ein wenig lauter, vollständiger und detaillierter.

Die Anpassungstermine werden nun etwas seltener, der nächste Termin ist wieder in 8 Wochen geplant.

Merkwürdig ist momentan die Beobachtung meinerseits, dass Stimmen aus Radio und Fernsehen noch viel undeutlicher zu hören und dabei noch schlechter zu verstehen sind als reale Personen, die mich direkt ansprechen - trotz gleicher Lautstärke!? Habe noch keine Erklärung hierfür...

Verblüfft bin ich über die Tatsache und völlig neu ist für mich, dass jetzt bei den wärmeren Temperaturen immerzu tagsüber draußen zu hören ist, wie Vögel pfeifen, zwitschern und trillern in höchsten Tönen! Und das selbst mitten in der Stadt!